Salvida
Medizin mit Mehrwert

Im idyllischen Kirchham in Oberösterreich hat ein junger Arzt mit Salvida ein Zentrum für Medizin gegründet, das nicht nur für den ländlichen Raum zum Vorbild werden könnte.

Neue Zentren für Medizin

Ein junger Arzt aus Oberösterreich zeigt mit neuen Ideen, wie die ärztliche Versorgung der Bevölkerung gesichert werden kann.

01.08.2023 | Kirchham liegt am Fuße der letzten Ausläufer des Alpenvorlandes und ist umgeben vom satten Grün der Wiesen, wogenden Feldern und bewaldeten Hügeln. Die Traunseetram sorgt für eine gute Verbindung in die Bezirkshauptstadt Gmunden und Umgebung. Es gibt eine aktive Bauernschaft, erfolgreiche Familienbetriebe – und seit August 2022 auch ein modernes Zentrum für Medizin. „Salvida ist ein multifunktionales Gesundheitszentrum, wo wir verschiedene gesundheitliche Dienstleistungen und Spezialisten an einem Standort zusammengeführt haben, um Patienten zu einem besseren Wohlbefinden und einer besseren Lebensqualität zu verhelfen“, beschreibt Gründer und Allgemeinarzt Dominik Bammer sein Projekt. Das ist im Wesentlichen zunächst nichts Neues. Gesundheitszentren werden vielerorts immer beliebter. Sie bieten den Menschen vielfältige Leistungen – von der Prävention und Gesundheitsförderung über die Behandlung bis hin zur Rehabilitation. Alles ist eng verzahnt und aufeinander abgestimmt, denn die Spezialisten, Therapeuten und Pflegefachkräfte arbeiten eng zusammen und tauschen sich für eine optimale Begleitung der Patientinnen und Patienten miteinander aus. Dennoch unterscheidet sich Salvida von den gängigen anderen Ärztezentren in Österreich. 

DOMINIK BAMMER

Der springende Punkt

Auf die Idee, ein Zentrum für Medizin zu gründen, kam der promovierte Mediziner mit abgeschlossenem Wirtschaftsstudium während seiner Tätigkeit als Notarzt in Gmunden und Hausarzt in der zur Gemeinde Kirchham gehörenden Ortschaft Eisengattern. „Mir fiel dabei immer wieder auf“, erzählt er, „welchen Optimierungsbedarf unser System in der Organisation und Dienstleistungsqualität der medizinischen Versorgung hat. Also beschloss ich, dieses Problem anzugehen.“ In Österreich gibt es aktuell 40 Primärversorgungszentren. Der Plan des Gesundheitsministeriums, bis 2021 österreichweit 75 Zentren zu betreiben, ist nicht aufgegangen. Bis heute geht die Umsetzung schleppend voran. In Vorarlberg und Tirol gibt es beispielsweise noch gar keine derartigen Einrichtungen. Das liege nicht nur daran, keine geeigneten Immobilien zu finden, der Ärztemangel bremse zusätzlich eine kontinuierliche Realisierung des Plans, heißt es von der Ärztekammer. Zu den aktuell rund 300 unbesetzten Kassenstellen käme noch hinzu, dass gut die Hälfte aller Kassenärzte im Laufe der nächsten zehn Jahre in Pension gehen wird. An Nachwuchsmedizinern mangele es zwar nicht, aber rund 40 Prozent der Absolventen ziehe es ins Ausland. Vor allem Deutschland und die Schweiz locken mit mehr Geld, flexibleren Arbeitszeiten und attraktiven Kinderbetreuungsangeboten. „Genau das war für mich der springende Punkt für das Projekt Salvida“, erzählt Bammer. „Ich wollte bessere Arbeitsbedingungen schaffen, damit das Zentrum nicht nur ein Wohlfühlort für unsere Patientinnen und Patienten ist, sondern auch für die Menschen, die dort arbeiten.“ Also raus aus den festgefahrenen Strukturen. Die junge Generation will lernen und leisten, aber auch verändern. Vor allem aber wollen sie Flexibilität: mal Vollzeit, mal Teilzeit – je nach Lebenssituation und Anspruch. 

Salvida
Salvida

Von der Vision zur Realisierung

Der ehemalige Profihandballspieler begann, die Schwachstellen des bestehenden Systems zu analysieren, und beleuchtete die vorhandenen Strukturen in der Ortschaft und dem Einzugsgebiet. „Kirchham hat sich nicht aufgrund der guten Verkehrsanbindung als idealer Standort für Salvida erwiesen“, erzählt er. „Ein großer Vorteil war von Anfang an, dass ich hier bereits als Kassenarzt tätig war. Ich kenne daher die Bedürfnisse der Patienten und weiß, wo noch Verbesserungspotenzial besteht – auch für die Behandelnden.“ Nach und nach entwickelte sich daraus seine Vision eines modernen Zentrums für ganzheitliche Gesundheit. „Der wichtigste Aspekt war, dass wir die administrativen Dienstleistungen, also jede nichtmedizinische Tätigkeit, übernehmen, damit die Behandelnden mehr Zeit für die Betreuung ihrer Patientinnen und Patienten haben“, erläutert der Allgemeinarzt. Gerade junge Ärztinnen und Ärzte forderten weniger bürokratische Tätigkeiten und eine individuelle Anpassung der Arbeitszeiten. „Genau das bieten wir ihnen hier an“, erklärt der Salvida-Chef. „Bei uns sind sie freiberuflich tätig und können ihre Dienstzeiten selbst bestimmen.“ Salvida stelle das benötigte Equipment zur Verfügung und übernehme die Terminvereinbarung, Dokumentation, Abrechnung und Reinigung. So könnten die Menschen bestmöglich versorgt werden. An drei Tagen der Woche wird außerdem in der modern ausgestatteten Tageschirurgie operiert. Die Pflegekräfte stellt ebenfalls Salvida bereit. Ein hauseigenes Labor und eine Apotheke runden das Angebot ab. „Damit haben wir von den Eingriffen bis zur Rehabilitation im Therapiebereich mit Wasserbecken alle Aspekte der medizinischen Versorgung abgedeckt“, erläutert Bammer, der in der Gruppenpraxis für Allgemeinmedizin selbst ordiniert. „Wir bieten in naher Zukunft auch noch die Bereiche Urologie, Dermatologie und Psychiatrie an.“ Die über 45 Spezialisierungen ermöglichten eine vernetzte interdisziplinäre, aber vor allem zukunftsweisende Pflegemethode, da durch den intensiven Wissensaustausch letztendlich die Menschen der Umgebung profitieren. 

DOMINIK BAMMER
© WERNER HARRER

Strategische Partnerschaft mit Raiffeisenlandesbank OÖ

Die Errichtung dieses ersten Gesundheitszentrums, das im August 2022 eröffnet hat, wurde von Beginn an von Raiffeisen OÖ unterstützt – im Falle Kirchham von der regionalen Raiffeisenbank Salzkammergut. Nun soll dieses Erfolgsmodell auch an weiteren Standorten umgesetzt werden. Dazu wurde eine strategische Partnerschaft mit der Raiffeisenlandesbank OÖ eingegangen. Ein weiterer Standort für das Konzept wurde im Mühlviertel gefunden, aktuell laufen dort die Genehmigungsverfahren. Die ersten Patienten könnten laut aktuellem Zeitplan schon ab 2025 im Gesundheitszentrum versorgt werden. Das Konzept von Salvida soll mittelfristig in allen Bundesländern umgesetzt werden und auch die Betreuung von Ärzten in bereits bestehenden Ordinationen umfassen. Um das weitere Wachstum dieses Konzepts zu unterstützen, möchte die Raiffeisenlandesbank OÖ in diese Partnerschaft ihr starkes Netzwerk und die Expertise im Finanzsektor einbringen. RLB-OÖ-Generaldirektor Heinrich Schaller: „Eine flächendeckende, qualitative Gesundheitsversorgung ist eine der wesentlichen gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft und somit auch für uns ein großes Anliegen. Dominik Bammer weiß als Hausarzt ganz genau, was es im Gesundheitswesen braucht.“ 

Salvida
Salvida

Text: Rosi Dorudi